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Schwarze Musik in der Region (ehemaliges) Jugoslawien

Im Fokus dieses Projekts stehen Verbreitung, Performance und Repräsentation Schwarzer Musiken (afrikanische und afroamerikanische Musiken) in der Region Jugoslawien sowie eine Analyse, wie sie in der globalen Musikgeschichte und Imagination von Race und Otherness verortet wird. Die damit konnotierte zentrale Forschungsfrage lautet demgemäß, wie globale Kategorien von Race und Otherness im musikalischen Bereich und insbesondere durch Schwarze Musiken in Bezug auf die Sozial- und Kulturgeschichte einer Region lokalisiert wurden, in der Erfahrungen des Andersseins mit dem sozialistischen Internationalismus und später mit den postsozialistischen Gesellschaften verschmolzen.

Diese weit gefasste Forschungsfrage umfasst mehrere sich darunter subsumierende Ziele, die in zwei Kategorien untergliedert werden können: Die erste beinhaltet die jugoslawische Zeit (1960er–Anfang der 1990er Jahre), während sich die zweite auf den postsozialistischen Kontext (1990er–heute) bezieht.

Innerhalb der ersten Kategorie sind drei Forschungsziele zentral. Erstens gilt es festzustellen, welche Arten Schwarzer Musiken in der jugoslawischen Zeit zirkulierten und über welche Kanäle sie verbreitet wurden. Zweitens gilt es, die Rolle und Erfahrungen afrikanischer Studierender im damaligen Jugoslawien, ihr Engagement für Musik und ihre Beziehungen zum Kontext des blockfreien Jugoslawiens zu untersuchen. Drittens sollen die Verbindungen, Diskontinuitäten und Aushandlungsprozesse zwischen einerseits der offiziellen jugoslawischen antirassistischen Politik und andererseits der persönlichen Wahrnehmung von Otherness seitens jugoslawischer und schwarzer Menschen analysiert werden. Durch die Fokussierung auf individuelle Erfahrungen Einzelner, – was von der Jugoslawien-Forschung lange Zeit vernachlässigt wurde, – rücken die Erfahrungen und Ansichten schwarzer Menschen in konkretem Bezug zu ihren diasporischen und globalen Musikpraktiken in den Vordergrund.

Die zweite Kategorie ist der Verbreitung und Praxis Schwarzer Musiken im postsozialistischen Serbien, Kroatien und Slowenien gewidmet und beinhaltet drei wesentliche Ziele: Zum einen soll untersucht werden, wie Trends der sogenannten „Weltmusik“ – vor Ort häufig mit dem Etikett „Balkanmusik“ konnotiert – seit den 1990er Jahren den Weg für die Verbreitung afrikanischer Musiken geebnet haben und inwiefern eine Verbindung zwischen einem akzeptierten oder abgelehnten Selbstverständnis des Balkans mit Afrikanismus und Blackness zu verzeichnen ist. Zweitens steht die Erforschung der zeitgenössischen afrikanischen Musikszenen in Belgrad, Zagreb und Ljubljana im Fokus. Ziel ist es hierbei, das Repertoire, die Praktiken und die Ästhetiken unter Berücksichtigung der Beteiligung einheimischer und afrikanischer Interpreten mit ihren unterschiedlichen Hintergründen, Erwartungen und Agenden zu analysieren. Drittens sollen die Reggae- und Hip-Hop-Szenen in diesen Städten samt den Haltungen ihrer Akteure zu diesen Genres studiert werden.

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