Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Chormusikalische Erinnerungskultur

Das Projekt „Chormusikalische Erinnerungskultur“ hat zum Ziel, die Rolle und Bedeutung des deutschen Chorwesens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kritisch aufzuarbeiten.

Aktuelles

Chorgeschichte(n)

Im Rahmen des Projekts „Chormusikalische Erinnerungskultur“ unterstützt die Abteilung Musikwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg die vertiefte Auseinandersetzung mit der Vereins- und Verbandsgeschichte des Deutschen Chorverbands (DCV) sowie seiner historischen Vorgängerorganisationen. Ziel ist es, eine differenzierte musikhistorische Perspektive auf die Entwicklungen des Deutschen Sängerbundes (DSB) und des Deutschen Arbeiter-Sängerbundes (DAS) während der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus zu eröffnen.

Die Abteilung Musikwissenschaft begleitet das Projekt wissenschaftlich und leistet damit einen Beitrag zur kritischen Aufarbeitung der chormusikalischen Vergangenheit in Deutschland. In diesem Zusammenhang werden insbesondere Chöre und Mitgliedsvereine des DCV – ebenso wie darüber hinausgehende Akteure – dazu eingeladen, ihre jeweilige institutionelle Geschichte zu reflektieren und historisch aufzuarbeiten. Die Initiative soll eine dezentrale wie partizipative Erinnerungskultur im Bereich der Amateurmusik fördern und zur Sichtbarmachung bislang wenig erforschter Aspekte der deutschen Chorgeschichte beitragen.

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Teilprojekte

Zur Aufarbeitung der Geschichte der Chorverbände im Nationalsozialismus

Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die historische Analyse der deutschen Chorverbände während der Zeit des Nationalsozialismus. Untersucht werden zentrale Organisationen wie der Deutsche Arbeitersängerbund, der Deutsche Sängerbund, der Reichsverband der gemischten Chöre Deutschlands sowie verschiedene christliche Chorvereinigungen. Ein besonderer Fokus liegt auf der strukturellen, ideologischen und personellen Transformation dieser Verbände im Kontext nationalsozialistischer Kulturpolitik.

Die Rolle jüdischer Akteurinnen und Akteure im Chorwesen

Ein zentrales Anliegen der Studie ist die Rekonstruktion der Biografien und Wirkungsfelder jüdischer Chordirigent:innen, Komponist:innen und Sänger:innen. Im Vordergrund steht hierbei die Analyse der Mechanismen von Verdrängung, Diskriminierung und Verfemung, denen diese Musiker:innen im Zuge der NS-Herrschaft ausgesetzt waren. Ziel ist eine differenzierte Aufarbeitung jüdischer Präsenz im deutschen Chorwesen sowie eine Sichtbarmachung ihrer kulturellen Beiträge.

Sängerfeste als Instrumente politischer Inszenierung

Sängerfeste bildeten ein wesentliches Element der kulturellen Massenmobilisierung und dienten als Plattformen nationalsozialistischer Propaganda. Die Untersuchung konzentriert sich auf die Funktion dieser Großveranstaltungen als Instrumente ideologischer Beeinflussung, wobei sowohl regionale als auch überregionale Sängerfeste vergleichend analysiert werden. Ein besonderes Augenmerk gilt deren ästhetischer Inszenierung und der Einbindung in den NS-Kulturbetrieb.

Bildpostkarten des Deutschen Sängerbundes als Ego-Dokumente

Im Rahmen einer quellenkritischen Analyse werden Bildpostkarten des Deutschen Sängerbundes als visuelle Ego-Dokumente herangezogen. Diese Zeugnisse bieten Aufschluss über die emotionale Wirkung der Feste, die Selbstinszenierung der Beteiligten sowie über die visuelle Kodierung nationaler Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Die Untersuchung zielt auf eine historische Kontextualisierung der Bildsprache und der Repräsentationsstrategien.

Repertoireanalysen und musikalische Kontinuitäten

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Analyse des Repertoires innerhalb der Chorverbände, insbesondere im Vergleich zu den Liederbüchern nationalsozialistischer Organisationen. Die Untersuchung verfolgt die Entwicklung des Chorrepertoires im historischen Längsschnitt und fragt nach Kontinuitäten, Brüchen und ideologischen Prägungen, die über 1945 hinauswirken. Ziel ist eine kritische Bewertung des musikalischen Kanons und seiner Transformation in der Nachkriegszeit.

Beteiligte

Deutscher Chorverband   

IMMS/Abteilung Musikwissenschaft:
Schwerpunkt Historische Musikwissenschaft

Projektleitung
Dr. Anna Schaefer

Wissenschaftliche Hilfskräfte
Anton Hermann
Anna Majchrzycka B.A.

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