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Musikethnologie

Die Musikethnologie ist eine relativ junge wissenschaftliche Disziplin mit äußerst vielfältigen Betätigungsfeldern. Ihren Ursprung findet sie in der um 1900 erstmals institutionalisierten Vergleichenden Musikwissenschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, durch den systematischen Vergleich von weltweit gesammelten Instrumenten und Tondokumenten die großen Fragen nach dem „Ursprung der Musik“ und dem „Wesen des musikalisch Schönen“ zu beantworten. Noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts sahen Musikethnologen ihr Forschungsgebiet, in Abgrenzung zur historischen und systematischen Musikwissenschaft, in der Untersuchung außereuropäischer Musiken (wohingegen die Erforschung europäischer Volksmusiken prinzipiell der Volksmusikforschung vorbehalten war). Doch je weniger scharf sich das Andere vom Eigenen, die „außereuropäische“ von der „europäischen“, die „Volks-“ von der „Kunst-“ und die „Ernste“ von der „Unterhaltungsmusik“ abgrenzen ließen, desto schwieriger wurde eine genaue Definition des Fachgebiets. Was also ist Musikethnologie?

Musikethnologie lässt sich beschreiben als der Versuch, Musik – verstanden als sämtliche musikalischen und tänzerischen Praktiken – unabhängig von ihrer Herkunft, in ihren sozialen, kulturellen, historischen und politischen Dimensionen zu verstehen, zu beschreiben und zu interpretieren. Die am musikalischen Geschehen beteiligten Menschen sind hierbei von ebensolchem Interesse wie die Musik selbst.

Die Intention am IMMS in Halle ist es, der Mannigfaltigkeit der Disziplin so weit als möglich Rechnung zu tragen und Musikethnologie breit, wiewohl zeitgemäß zu interpretieren. Das bedeutet, dass grundsätzlich jedwede Musik Gegenstand der Forschung sein kann, unabhängig davon, ob sie nun alt und traditionell ist oder modern und elektrifiziert, ob sie fremd oder vertraut klingt, ob es sich um hybride oder glokalisierte Musik handelt oder ob sie auf Straßen, Bühnen oder in den Massenmedien dargeboten wird. Entscheidend sind vielmehr die wissenschaftlichen Methoden, als deren wichtigste die musikethnologische Feldforschung betrachtet wird.

Für die Lehre im Fachgebiet Musikethnologie bedeutet dies:

  1. Die Studierenden erwerben fundierte Kenntnisse der Fachgeschichte und der in Abhängigkeit von Zeit und Raum impliziten Theorien, Ziele, Methodiken und Darstellungsformen.
  2. Sie erwerben ein breitgefächertes Wissen über unterschiedlichste Musiken, deren Konzepte, Gestaltungsprinzipien und jeweiligen kontextuellen Einbettungen, Produktions- und Rezeptionsbedingungen sowie Aspekte der Tradierung, wodurch sie für vergleichende Fragestellungen sensibilisiert werden.
  3. Die Studierenden werden dazu angeleitet, eigene Feldforschungserfahrungen zu sammeln und diese zu reflektieren.
  4. Im Sinne von Mantle Hoods Konzept der „Bi-Musicality“ werden Studierende dabei unterstützt, sich auch praktisch mit „anderen“ Musikkulturen zu beschäftigen.
  5. Den Studierenden wird ermöglicht, Einblicke in die Arbeit der wichtigen nationalen und internationalen wissenschaftlichen Netzwerke (ICTM; GfM, Kommission zur Erforschung musikalischer Volkskulturen) zu bekommen und idealerweise sogar darin mitzuwirken.

Der Standort Halle bietet für eine Spezialisierung in der Musikethnologie besonders günstige Voraussetzungen. Die Verankerung in der Abteilung Musikwissenschaft, mit einer historischen und systematischen Ausrichtung, steht hierbei an erster Stelle, lassen sich doch viele musikalischen Phänomene gar nicht eindeutig einer jener musikwissenschaftlichen Teildisziplinen zuordnen. Auch die Tatsache, dass die Musikpädagogik, die Medien- und Sprechwissenschaften am IMMS angesiedelt sind, bietet für Studium, Forschung und Lehre ein breites Spektrum an Aktivitäten und interdisziplinären Perspektiven. Als vorteilhaft erweist sich überdies, dass an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ein Seminar für Ethnologie, verschiedene Forscherverbünde (z.B. ZIRS, Heritage, Culture in Motion), diverse regionalspezifische Institute sowie (außeruniversitär) das Max-Planck-Institut für Ethnologie angesiedelt sind. Abgerundet wird die Attraktivität Halles als musikethnologischem Standort durch verschiedenartige Events und Festivals, wie beispielsweise Women in Jazz oder, akkordeon akut!, die musikethnologische Aktivitäten ebenfalls begünstigen.

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